Salon D'Art "Europa - Zukunft braucht Erinnerung"

Ausstellung der Gruppe "Atelier im Weinhaus"

(RÜCKBLICK)


 

Was haben Engel, Käfer, Rinder(schädel) und leicht bekleidete Damen mit Europa zu tun? Das muss sich der Betrachter fragen, wenn er vor den großformatigen 1 mal 1-Meter-Arbeiten der Künstler aus Europa steht. Die größtenteils sehr freie Umsetzung des gemeinsamen Leitgedankens - "Europa - Zukunft braucht Erinnerung" - ist wohl der Grund dafür, dass für die meisten das Thema auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist und vielleicht auch gar nicht sein kann bzw. soll. Dabei könnte man doch erwarten, dass in einem Rathaus, einem nicht gerade politisch neutralen Ausstellungsort, eine kritische Auseinandersetzung mit der aktuellen Europa-Diskussion auf visuelle Weise stattfindet: Eine Europa-Debatte in Bildersprache als Ergebnis eines künstlerischen Schaffensprozesses? Das wäre ein bisschen wenig. Viel spannender ist es, sich wirklich auf die (dem ersten Anschein nach meist unpolitisch wirkenden) Kunstwerke einzulassen:
 

Salon D'Art

Jürgen Antl (D, Aachen) ist nicht nur Maler, sondern auch Segler und seine Arbeiten könnte man auch als Seekarten verstehen. Die politischen Grenzen sind aufgelöst, man spürt die Kraft der Elemente im Ausdruck der Farbe und der Strukturen, die durch die pointilistische Pinselführung verstärkt wird.

Mechtild Niebeling-Mause (D, Herzogenrath) beschäftigt sich mit den Anfängen der Kunst überhaupt, nämlich der Höhlenmalerei. Sie beginnt meistens, wie hier auch, ihre Bilder erst mit einem Siebdruck, der dann die Grundlage für die vielen verschiedenen Formen und Strukturen abgibt. Die Motive, die sie darstellt, finden wir an verschiedenen Stätten in Europa und sind seit Jahrtausenden immer wieder aktuell.

Renate Müller-Drehsen (D, Aachen), unter deren Schirmherrschaft das ganze Projekt steht, malt "Engel über Europa". Die Malerin beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Thema "Engel". Ihre Arbeiten wurden im letzten Monat in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin gezeigt. In seiner Eröffnungsrede sagte Rudolf Scharping zu ihren Bildern, was aber auch heute ganz allgemein gesagt werden kann: "Künstler und Politiker treffen sich u.a. darin, Ideen und Bilder in ihre jeweils eigene Sprache umzusetzen, und die Engelsboten wie die von Renate Müller-Drehsen sind wichtig, um die Pläne und Ideen in Europa zu verwirklichen."

Uli Mertens´ (D, Aachen) Malerei zeigt Käfer, die über eine gelbe Leinwand krabbeln. Es sind artengeschützte Käfer, mit denen sich Uli Mertens eine lange Zeit beschäftigt hat.

Salon D'Art

Marlies Diemont (NL, Vaals) malt die "Baustelle Europa". Anscheinend befinden wir uns noch ganz zu Anfang eines Bauwerks, und es wird sich erst in der Zukunft herausstellen, ob sein Fundament stabil ist. Die vorwiegende Farbe, das Grau der Steine, stellt auch vieles in Frage. Im 21. Jahrhundert hoffen wir, dass das Grau der Vergangenheit sich in lichte Strahlen auflöst.

Josep Ginestar (E, Valencia) ist ein bekannter spanischer Künstler, der eine Professur in Altea hat. Seine Arbeit zum Thema Europa ist als einzige Arbeit 1 m mal 1 m rund. So sieht er Europa, nämlich als kleinen Teil des Kosmos. Die Farbe Rot bedeutet Kraft und die Umrisse Europas sind mit Blattgold bearbeitet. Leider kann diese Arbeit erst in einer Woche gezeigt werden, da sie aus Versehen in Mallorca verloren ging, jetzt aber auf dem Weg nach Jülich ist.

Ruben Philippsen (NL, Maastricht), (Fotoprint auf Leinwand, Künstler aus den Niederlanden). Seine Arbeit ist sozialkritisch: ein Aufruf an den Betrachter, Menschlichkeit, Hoffnung und Offenheit gegenüber Menschen anderer Nationen zu zeigen. "Access denied": ein Foto, das einen abgewiesenen Asylbewerber zeigt in unserem so reichen Europa. Sind wir egoistisch?

Salon D'Art

Fine Neckenbürger (D, Aachen) malt immer in erdigen und warmen Farben. Ihr Bild zeigt Karl den Großen, ohne den für sie die Geschichte Europas nicht denkbar wäre. Das ist auch nicht verwunderlich: Sie ist Aachenerin!

Hebert Gentner (D, Köln) stellt Europa als einen Vulkan dar. Wir dürfen als heile Europäer den Rest der Welt nicht übersehen. Der Vulkan, das Feuer, die Asche, das glühende Rot stellen auch den Energiemissbrauch in Frage und ist weiter eine Andeutung, die natürlichen Kräfte und Gegebenheiten zu nutzen. Vielleicht muss dann der Vulkan nicht ausbrechen und so den Rest der Welt nicht belasten.

Salon D'Art

Waltraud Croé (D, Aachen): die "Euro-Grazien", nämlich die Gründerdamen Britannia, Marianne der Grand Nation, Germania und Europa. Sie sind eine Form und Idee eines neuen Denkens über die Situation der Frauen in Europa, die im Gegensatz zu anderen Ländern sehr viel stärker und selbstbewußter agieren und arbeiten. Gott sei Dank, dass in Europa Frauen mittlerweile auch die richtigen Positionen in Politik und Gesellschafte einnehmen.

Gabriel Feuerstein (D, Aachen) zeigt durch seine illustre grafische Arbeit den mächtigen Zeus, dem die Europa lasziv und nicht passiv begegnet. Den Titel dieser Arbeit bezeichnet Gabriel Feuerstein als "Cirque l´Europe". Europa - nichts weiter als ein Zirkus? Ein lustiges Oeuvre in frischen Farben!

Annette Kupfer (D, Wuppertal); Kunststudentin; malte "Rinderschädel I +II" und "Europa und Zeus auf Kreta". Annette Kupfer beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit Formen zum Thema "Stier" und seiner Bedeutung in Europa. In der griechischen Mythologie sowie in der spanischen Tradition hat der Stier eine immense Bedeutung. Die Aktualität des Themas betrifft im Moment nicht nur die mediterranen und asiatischen Länder (heilige Kuh), sondern - das dürfte jedem klar sein - speziell uns Nordeuropäer.

Aber last, but not least gibt es auch eine ganz eindeutige Arbeit von Gesine Roth (D, Berlin): Das wiedereröffnete Brandenburger Tor unter Sternenhimmel - ein Symbol der Wiedervereinigung Deutschlands, aber auch ein Symbol für ein friedliches Europa! Die andere Arbeit von Gesine Roth zeigt die junge Europa mit Sternenkranz, die ihre geistige Kraft aus der europäischen Geschichte schöpft und offen in die Zukunft blickt.

Das sind alles Mosaiksteine, die - wie auch immer zusammengesetzt - ein vielfältiges und farbiges Europabild ergeben. Die Ausstellung ist bis zum 27.April im Neuen Rathaus zu sehen.


 

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